Manuela Schomann: Leseprobe: Das Gartenbuch

Das Gartenbuch. Phaidon Verlag. Berlin 2002

Buchtitel

[251]
La Quintinie Jean-Baptiste de
Potager du Roi, Versailles

La Quintinie legte den neuen 'Potager', den Ziergemüsegarten von Versailles, zwischen 1677 und 1683 an. Das Gelände an der Rue des Tournelles war ursprünglich ein Sumpfgebiet. Daher wurde es mit Sand aus dem großen See Pièce d'Eau des Suisses aufgefüllt, der gegenüber der Orangerie im Schlosspark von Versailles liegt. Anschließend trug man Erdreich und Dung auf. Wie Versailles als Ganzes, so symbolisiert auch der 'Potager du Roi' den Triumph des Menschen über die Natur. Der acht Hektar große Gemüsegarten war in Felder unterteilt, die ein Mikroklima entstehen ließen, so dass empfindliche Pflanzen wie Melonen und Feigen kultiviert werden konnten. Ludwig XIV. liebte Feigen - 1687 lieferte La Quintinie täglich 4.000 Stück für die königliche Tafel. In der Mitte der Anlage befand sich eine erhabene, terrassierte Fläche, an deren Mauern man Wein anbaute. Das Zentrum dieser in 16 Hochbeete gegliederten Erhöhung bildete ein Wasserbecken mit einem Springbrunnen. Der 'Potager' beherbergt heute die Ecole Nationale Supérieure du Paysage und wurde erst kürzlich restauriert.

[Fußzeile] Jean-Baptiste de La Quintinie. geb. Chabanais (FR), 1626. gest. Versailles (FR), 1688. Potager du Roi, Versailles, Yvelines (FR), 1677-83.

[254]
Lassus Bernard
Les Buissons Optiques

In diesem 'Schaugarten' wurden die außerordentlichen Kombinationen der Farben, Strukturen und Ebenen aufgrund sorgfältiger optischer und mathematischer Beobachtungen zusammengestellt. Sie reflektieren das Zusammenspiel von imaginärem und 'realen Raum' - ein Thema, mit dem sich Bernard Lassus intensiv beschäftigt hat. In seinen Gedankengängen nehmen die schichtweisen Anspielungen auf die verschiedenen Geschichts- und Kulturebenen eine ebenso zentrale Rolle ein. Als Schüler von Fernand Léger war Lassus lange Zeit der Konzeptkunst verbunden. Heute genießt er hohes Ansehen als Landschaftsarchitekt und Designer sowie als Theoretiker und Lehrer. Er realisierte so renommierte Projekte wie die Jardins des Retours in Rochefort-sur-Mer und arbeitete maßgeblich an der Gestaltung des französischen Autobahnnetzes mit. Wie er selbst gerne betont, hat er jedoch auch wichtige Wettbewerbe verloren, so z.B. die Restaurierung der Tuilerien.

[Fußzeile] Bernard Lassus. geb. Chamalières (FR), 1929. Les Buissons Optiques, Niort (FR), zeitlich begrenzte Installation, 1993.

Mit freundlicher Genehmigung: Phaidon Verlag. ISBN: 0 7148 9208 4